Manifest aus Lyrien

Die Zeit wird knapp. Die Tyrannei
erzwingt jetzt unsren Hilfeschrei:
Dies ist die Manifestation
der lyrischen Opposition.

Wir stellen uns den Diktatoren
der schlappen Verse. Auf die Ohren
bekommen Grünbein es und Grass.
Weil sie nicht still sind, setzt es was.

Mit Stanze, Haiku und Metapher
geht’s aufrecht gegen die Erschaffer
von schwiemeligem Sprachenmuff:
Reim-Pumpgun hoch – und piff-paff-puff!

Doch sind wir arg unter Beschuss.
Wenn niemand hilft, ist hier bald Schluss.
Reimlexika für frische Lyrik
sind fast verbraucht. Schon reimt sich’s schwyrik.

Wir rufen Dich, Du freie Welt:
Schickt uns nicht Waffen, schickt nicht Geld!
Wir brauchen kein UN-Mandat,
Wir brauchen Lyrik-Destillat!

Sendet uns Jamben und Trochäen,
wir müssen Schüttelreime säen.
Schickt von den Limericks die schnellen –
das hilft uns lyrischen Rebellen.

Auch fehlt’s im Waffenarsenal
an Distichon und Madrigal.
Wir reimen schon auf kleiner Flamme
und brauchen Aufruhr-Epigramme.

Selbst Klapphornvers und Minnesang
eignen sich gut zum Waffengang.
Im Häuserkampf hilft die Ballade
und die Sonette-Kanonade.

So werfen wir gegen das Böse
uns reimend in das Kampfgetöse
und nehmen auf uns die Martyrien.
Wir kämpfen für ein freies Lyrien.

3 Gedanken zu „Manifest aus Lyrien

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