These were the days

Wenn die Bedienung rauchen will, hält die komplette Kneipe die Luft an. Wenn sie zur Zigarettenschachtel greift, ersterben die Gespräche am Tresen. Schiebt sie die Zigarette nur mit den letzten Milimetern zwischen ihre Lippen, vergessen die Herren ihre zum Trinken eben noch angesetzten Gläser wieder abzusetzen und merken nicht, wie das Bier in ihren geöffneten Mund hinein und wieder hinaus läuft, weil sie zu schlucken aufhören. Zündet sie das fauchende Streichholz an, mit einem entrückten Blick zur Kneipendecke, und hält es an die Zigarettenspitze um die Glut ins Rote zu ziehen, verschlägt es dem ganzen Raum den Atem, einige Sekunden lang kann niemand Luft holen, weil alle Luft im Raum ihr gehört. Noch bevor sie den ersten inhalierten Zug wieder ausatmet, schnippt sie das Streichholz mit einer unmerklichen Bewegung in den Abfalleimer, es ist längst erloschen und kalt und keine Gefahr mehr, und im Raum wird den meisten Herren sehr warm und sie lüften ihre Kragen, öffnen die obersten Knöpfe, schieben leise mit gebanntem Blick Pullover über Scheitel, Halbglatzen und Rastazöpfe, bringen alles durcheinander. Einer rutscht vom Stuhl, als sie endlich ausatmet, dünnen fast durchsichtigen Rauch in den engen Raum direkt vor ihren Lippen pustet. Und jetzt läuft den Biertrinkern bereits das Bier über die Brust aus den Gläsern, die jetzt schon eine halbe Minute lang vor dem geöffneten und vollen Mund kleben und das Bier färbt ihre Brust dunkel – aber den Blick abwenden können sie erst, wenn die Bedienung ihr Lächeln wieder durch den Raum schickt. Erst jetzt wissen alle wieder ihren Weg durch die Kneipennacht, die Gestürzten werden aufgerichtet, T-Shirt werden „Scheiße!“ rufend abgewischt, neue Biere werden bestellt und auch die Musik spielt wieder, beginnt exakt an der Stelle, an der sie vor mehr als einer Minute aufgehört hatte.

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