Sing to the stars

Was musste ich da vor ein paar Wochen sehen: Drei kleine Sternsinger-Jungs mit goldnem Holzstern in Mama-Begleitung. Hallo?! Das hätt’s früher so nicht gegeben. Früher, da hat man uns zu dritt, gekleidet wie schwule Ballettänzer, allein ins Hardcore-Viertel geschickt, um bei wildfremden Menschen an der Tür zu schellen und Geld einzusammeln. Wir waren damals vollkommen auf uns allein gestellt, lediglich versehen mit Gottes Segen, sowie drei sehr, sehr kleinen Plastik-Miniaturgewehren, die uns der nette Herr Pastor zugesteckt hatte. Mehr bräuchten wir nicht, um uns gegen Angreifer zu schützen, hatte er gesagt. Immerhin seien wir bei unserem frommen Auftrag fest in Gottes Hand, hatte er gesagt. Und also so sicher wie in Abrahams Schoß, hatte er gesagt. Wir waren dann aber stattdessen bereits nach kurzer Zeit doch eher fest in der Hand der berüchtigten Huber-Brüder, und so sicher wie drei ängstliche Kaninchen beim Kaninchenschlachter.
Es dauerte dann geschlagene drei Wochen, bis mein blaues Auge nicht mehr zu sehen war. Das war nicht besonders schön, auch wenn ich bei den Mächen aus den höheren Klassen ein bisschen damit angeben konnte. Dabei war ich zum Sternsingen nur mitgegangen, weil ich aufgrund meiner Fähigkeiten unabdingbar war fürs Spendenabgreifen: Ich war der einzige von uns Knirpsen, der den Satz „Wir sammeln für ein brasilianisches Kinderrehablitationszentrum!“ einigermaßen fehlerfrei aufsagen konnte.

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