Am Ende

Zwovierzehn tritt ans Runder. Allenthalben
macht Rückschau sich nun breit und Sentiment.
Man feiert alles Gute transzendent,
auf Wunden schmiert man heilserwartend Salben.

Man steht, im fünften Monat nach dem siebten,
ganz weich im Leben rum und blickt nach vorn.
Man legt die Harmonie über den Zorn
und liegt, so man sie hat, bei der Geliebten.

Man sagt, dies sei die Zeit, sich zu verändern.
Man ändert sich. Und lässt es wieder sein.
Vielleicht fährt man zum Ausruhn an den Rhein.
Vielleicht kommt man zu sich in fremden Ländern.

Auch plagen einen seltsame Gespenster.
Man ist dem Leben nicht so auf der Spur.
Viel öfter schaut man jetzt auch auf die Uhr
und morgens manchmal länger aus dem Fenster.

Am Ende neigt man zur Melancholie
und kriegt sentimental sehr hohes Fieber.
Man hört die alten Platten jetzt viel lieber.
Am Ende klingen sie so schön wie nie.

So ist der zwölfte Monat unser bester.
Er zaubert wie kein andrer zaubern kann
und magisch zieht er uns in seinen Bann.
Sein größter Trick heißt: Sehnsucht zu Silvester.

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