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Zum Mitsingen

(z.B. am 4. und 5. Oktober hier)

Ich war in Venedig:
Diese Stadt ist voll am Arsch.
Wunderschön und doch morbid und knapp vorm Untergang
klingt sie wie ein Trauermarsch.

Schlimmer noch ist Menden:
öd und leer und provinziell.
Was mich hält, ist nicht die Stadt, es sind die Menschen hier –
und vor allem Du speziell.

Wenn Du jemals gehst,
wenn Du jemals gehst,
wenn Du jemals gehst,
gehen hier die Lichter aus.

Innenstadt aus Pappe,
trostlos alles drumherum.
Todesatem schleicht durch Gassen, schließt Cafés. Und echt:
Was man hört und sieht, ist dumm.

Weiter hier zu leben
geht nur, wenn man nicht vergisst,
was im Zentrum steht, und wenn man sich erinnert,
was das Wichtigste hier ist.

Wenn Du jemals gehst,
wenn Du jemals gehst,
wenn Du jemals gehst:
Klappe zu und Affe tot.

(wunderbares Zwischenspiel von Hannes)

Wenn Du jemals gehst,
wenn Du jemals gehst,
wenn Du jemals gehst,
dann leg’ ich mich gehackt
in dieser toten Stadt.

(Musik von Billy Bragg)

Für ein hier nicht anwesendes Bild

In Giesing wächst das Gold an Wänden.
Sommers trägt man es auf Händen
heimwärts hin zu Frau und Kind,
wo die Goldreserven sind.

Ist dann einmal schlechtes Wetter,
wächst das Gold sogar noch fetter:
Regen, heißt die alte Regel,
dreifacht gleich den Goldstand-Pegel.

Friedlich sind in Giesing alle
schon um acht Uhr in der Falle.
Auto und Container nur
zeugen von der Menschen Spur.

Die hingegen sind im Schlummer,
hegen keinen großen Kummer,
haben das, was jeder wollt:
dickes, fettes Giesing-Gold.

(Das zugehörige Bild gibt’s hier.)

Klasse! Super! Toll! Und herrlich!

Klasse! Geht doch! Alles tutti!
Wo ist’s schöner als zuhaus?
Weiter wohnen wir bei Mutti,
bleiben hier mit Mann und Maus!

Super! Sie kocht deutsche Küche,
reichlich, fettig, heiß und gut!
Bügelt unsre Widerspüche,
dass die Welt uns bös nicht tut.

Toll! Sie wird mit ihrem Glanze
auch im nächsten Jahrgeviert
sorgen, dass das große Ganze
uns nicht weiter intressiert.

Herrlich! Diese beiden Sachen
sind, was uns Europa neidet:
ihr fast absolutes Lachen,
und dass hier das WIR entscheidet.

Jemand, der es gut mit mir meint

Ich schreib mir selber anonyme Briefe.
Stets Liebesbriefe. Zart und sanft wie Seide.
Das ist, weil unter Einsamkeit ich leide
und ohne solche Briefe schlechter schliefe.

Wenn ich sie öffne, geht mein Atem schneller.
Mein Herzschlag rast. Es ist fast wie Musik,
wenn ich das lese, was an Post ich krieg.
Der Tag ist wunderbar mir dann und heller.

Ja, kann schon sein, dass ich mich selbst damit betrüge.
Gut möglich, dass ich nur auf Tränendrüsen drück!
Vielleicht, dass es im großen Ganzen doch die Züge

verwirrter Eigenliebe hat – ein kleines Stück?!
Denn manchmal merk ich nicht, wie ich mich selbst belüge.
Dann schreib ich mir, wie von mir selbst entflammt, zurück.

All inclusive

Zwölfmal wurde ich gestochen,
dreimal hab ich mich erbrochen.
Musste direkt nach dem Fliegen
tagelang im Wundbett liegen.

Hab fünf Sehnen mir entzündet,
einen Herzinfarkt begründet,
links den Knöchel mir verstaucht,
dreizehn Beutel Blut gebraucht.

In mir hat der Wurm schmarotzt,
hab mich völlig leergekotzt,
stank zerreißend wie ein Puma:
Rache von Herrn Montezuma.

Trotzdem – ginge es nach mir,
ich wär noch nicht wieder hier.
Das war klasse, keine Frage!
All inclusive, 14 Tage,

in Spitälern, Hospitalen,
ohne etwas zu bezahlen.
Schöner kann es gar nicht sein.
Danke, Auslandskrankenschein!