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Auf ein Wort, Herr Sommer!

He! Hallo! Sommer! Sag dem Herbst,
er kann sich sein Erscheinen sparen.
Die Blätter kann er oben lassen dieses mal.
Ich glaubs ihm eh nicht. Und sein peinliches Gebaren,
die ganze Indian-Summer-Show, die ist doch an den Haaren
herbeigezogen. Mich kann er nicht ins Sehnsuchts-Bockshorn jagen.

Und wenn du schon dabei bist, Sommer:
Der Winter muss sich keine Mühe geben.
Ist mir egal, ob er es arktisch eisig macht,
ob er mich peitschend schneeberegnet. Kein Ergeben
kann er von mir erwarten dieses Jahr: Ich werde schweben,
warm und von mir selbst erhitzt seit Wochen, Monaten und Tagen.

Ach, und Kollege Frühling braucht
erst gar nicht zu aufzutauchen, dieser Clown.
Er kann sich seinen ganzen Scheiß schön sparen,
von wegen Knospen, Blüten, blaues Band. Der soll sich traun
von frischem Grün mir vorzuschwärmen, dieser Liebesfaun.
Vergebne Müh! Mich hats schon volles Rohr erwischt, ganz ohne Fragen.

Jetzt weißt Du’s, Sommer. Im Vertraun:
ich bin verliebt und werd es auch schön bleiben.
Ich brauche nicht den Herbst und nicht den Winter,
schon gar nicht diesen Frühling, um mich zu beweiben.
Das, was ich brauche, ist Dein schlichtes Sommer-Liebestreiben.
Denn was ich Mund auf Mund besitz, kann ich getrost nach Hause tragen.

Nehmt Wadenfreiheit, Sire! Bitte!

»Die Welt ist wieder ganz jetzt mein!«
»Das Warme hebt das Kalte auf!«
»Hier bin ich Mensch, hier darf ich’s sein.«
Selten hört man im Jahreslauf
so schwatzhaft blödes Blablabla,
als wenn es Lenz wird. Sonderbar.

Klar: Vögel fangen an zu lärmen,
Der Himmel bläut fast wolkenlos.
Der Mensch jedoch, statt still zu schwärmen,
macht Krach und Farbigkeit. Famos,
wie falsch er in der Welt rumsteht,
wenn Südwind kommt und Winter geht.

Die Leutchen werden dann poetisch
und blöd und regressiv und bunt.
Das Gegenteil ist, von ästhetisch,
der Frühlingsmensch. Die Frauen und
so ziemlich jeder Mann auch irrt
sich im Geschmack, wenn’s Frühling wird.

Sandalen wachsen an den Füßen,
gleich mit dem ersten Sonnenstrahl.
Die Beinfreiheit lässt jeden büßen,
der sie besehen muss. Aschfahl
sind Wade, Knöchel und das Knie.
Schön war des Winters Jalousie.

Das Muskel-T-Shirt bricht sich Bahn
ab zweistelliger Tempratur.
Und gleich dem jungen Aga Khan
trägt jeder Cabriofrisur,
der eine Sonnenbrille hat.
Das setzt den stärksten Frühling matt.

Der Ranzen spannt unter dem Hemd
Egal! Jetzt heißt es: Raus damit!
Nicht ist dem Frühlingsmenschen fremd,
solang es kindisch wirkt und fit.
Bunt muss es sein und musterdoof.
Frühling ist Geistes-Apostroph.

Hier seid Ihr Mensch, hier dürft Ihr’s sein.
Auch, wenn es zum Erschießen ist:
Ich nehm Euch hin, Ihr Frühlingspein,
bis es dann endlich Sommer ist.
Denn eines weiß ich sicher: Hinter
dem nächsten Herbst wird’s wieder Winter.