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Für ein hier nicht anwesendes Bild

Blue Note Love

Nach der langen Free-Jazz-Fete,
während andere schon trinken,
tut Hans-Werner still versinken.
Sinnend dankt er der Trompete:

»Meine Virtuosität
wäre nichts als Schund und Pech
ohne Dich, Du schönes Blech.
Danke, liebes Klanggerät.«

Die Trompete dankt zurück:
»Ohne Deine Zauberlippen
wären die Sechs/Neuntel-Klippen
nicht zu meistern. Was ein Glück!«

Und so sind sich Mensch und Tröte
einig, dass sie glücklich sind.
Dann begibt man sich geschwind
zu Schnäpsen bis zur Morgenröte.

(das zugehörige Bild findet man hier)

Für ein hier nicht anwesendes Bild

Wie das Licht durch jede Ritze
drängend an die Wände fällt,
wie es sich am Putz dort hält,
ist schon klasse – nein: ist spitze!

Wie es zwischen blau und ocker
irrend lichtert durch den Raum –
der Gardinenschleiertraum
haut mich beinah fast vom Hocker!

Ach, ich wäre auch gern Licht,
ganz egal ob Teil, ob Welle.
Wäre gern das klare, helle,
vollspektrale, schöne, schnelle …

– bin es aber leider nicht!

(das zugehörige Bild findet man hier)

Repeat: Weisheit, ewige

Das Rufen am Himmel wird lauter und leiser,
gemächlich zieht Kreise ein Schwarm dunkler Stare.
Gemahnen mich wohl an das Gute und Wahre.
Die rufen sich sicher nicht sinnlos hier heiser.

Der Star hat als mäßiger Winterverreiser
ja manches gesehn von der Welt. Ich erfahre
von ihm sicher Neues. Mit seiner Fanfare
erreicht er mein Herz und macht mich so gleich weiser:

Er weiß wie es läuft, unser fliegender Vetter.
Der schlaue Verwandte des Vogelgeschlechts,
er ruft es mir zu und ich spür: Alle Wetter!

Es trifft mich ins Zentrum des Sonnengeflechts
die Wahrheit des Vogels mit hellem Geschmetter:
Die Welt ist ein ewiges krächz krächz krächz krächz!

du scheues reh

du scheues reh
du zarter faun
gebenedeit
unter den fraun

du hasenschmatz
du butterbrot
bist fast jetzt seit
vier Jahren tot

bist immer noch
so hier bei mir
bin immer noch
verliebt in dir

ich hab das nie
mals ganz gepeilt
bist damals ein
fach mir enteilt

und ich auch dir
so lieg ich brach
fluch auf die welt
und schmerz lass nach

Das war ein Wochenende!

Hier gilt als offen, wer katholisch
Hier gilt als gut die CDU
Als besser gilt, was alkoholisch
Hier gilt als Schönheit sogar Du

Hier gilt als Motto das Banale
Hier gilt als Stimmung das Gebrüll
Als vollmundig gilt hier das Schale
Hier gilt der Rummel als Idyll

Hier gilt als lecker, was verschmorrt
Hier gilt als Frühstück schon ein Bier
Als frisch gilt hier, was frisch verdorrt
Hier gilt als Mittagstisch ein Bier

Hier gilt als Tanz der Diskofox
Hier gilt als Abendbrot ein Bier
Als Freunde gilt hier das Gesocks
Hier gilt als Nachtspeise ein Bier

Hier gilt als Spaß der Herrenwitz
Hier gilt als schlau der Schwund des Sinns
Als Liebesnest der Fahrersitz
– beim Winterfest in der Provinz

Aus gegebenem Anlass …

… gibt es die Neufassung eines Gedichts unter anderem Titel, das vor beinah zwei Jahren schon einmal hier erschienen ist. Wer die bedeutsamen Unterschiede findet, hole tief Luft, frohlocke und bespreche sich sodann mit Freunden und Nachbarn.

Duett im Bett

Es stärkt die Lebenskraft und ist sehr nett,
hilft nebenbei die Seele weiten,
wenn ähnlich sich der Jahreszeiten
ein Wechsel einstellt auch im Bett.

Es schärft die Sinne, wenn man sich beizeiten
orientiert zum Neu-Duett.
Jedwedes Wesen scheint dafür adrett:
die doofen und auch die gescheiten.

Schnurzpiepegal! Man darf frohlocken.
Denn einem jeden sind so mannigfaltig tief
und allerschönst Genüsse zu entlocken.

Man lernt von einem das, und dies von jener.
Und überhaupt: wer viel mit vielen schlief,
schläft auch viel tiefer und bleibt homogener.

Für ein hier nicht anwesendes Bild

Gary Cooper in Punxsutawney
inklusive eines Endreimvorschlags von Sheriff Wenzel

Eile, Sheriff, eile schnell!
Dich erwartet das Duell.

Schieße Sheriff, schieße gut!
Dem Ganoven in den Hut.

Gehe Sheriff, geh zu Tisch!
Freu Dich auf Gefillte Fisch.

Esse, Sheriff, esse viel!
Western ist kein Kinderspiel.

Bleibe, Sheriff, bleibe stark!
Denn so geht’s nun jeden Targ.

(das zugehörige Bild gibt’s hier)

Aufbruch

Schatzi, heut zum Abendbrot
kommen Heiland und der Tod.
Wollen gerne mit uns speisen
und danach nach Spanien reisen.

Wieso Spanien? Keine Ahnung!
Doch das Essen bedarf Planung.
Heiland ist nicht irgendwer!
Haben wir noch Camembert?

Auch der Tod ist ein Gourmet.
Wärm ihm doch Dein Pilz-Soufflé.
Und vom allerbesten Wein
schenken wir den beiden ein.

Sollen nochmal richtig lachen,
essen, reden, Faxen machen.
Denn vor einer großen Reise
wirken kräftigend die Speise

und der Trank. Am Ende dann
stoßen wir auf’s Leben an.
Und nach diesem Gaumenschmaus
schmeissen wir die Kerle raus.

Tschüssi Heiland, Goodbye Tod!
Scheiss auf euer Angebot
von der Hoffnung, von der Angst!
Wenn wir beide, mittenmangst

in den warmen weichen Betten,
froh uns ineinander retten,
wenn wir hasten, feuertrunken –
wer braucht da die zwei Halunken?

Oberes Management

Gott stieg frisch vergnügt und munter
von der Frau Madame herunter,
duschte kurz und saß dann schon
frisch rasiert auf seinem Thron.

Drehte Räder, drückte Schalter,
denn der große Weltenwalter
tat nichts lieber nach dem Nudeln,
als an seiner Welt rumdudeln.

Drückte hier und schraubte da,
frostete Amerika,
machte Gandalf und den Zwerg,
lenkte Schumacher zum Berg,

lötete ganz selbstvergessen
Gelsenkirchen, Sidney, Essen,
schuf den Menschen, dann das Tier,
Zinseszins und das Klavier.

Frau Madame, noch leicht benommen,
war ihm schleichend nachgekommen,
sah ihn an den großen Hebeln
rumfuhrwerken, schuften, säbeln.

Und sie schmunzelte und lachte,
schüttelte den Kopf und dachte:
– Schön, dass er ein Hobby hat!
Gott, mein kleiner Nimmersatt,

schafft und baut, weil er es kann,
ist halt doch ein rechter Mann.
Erst die Bestie im Bett,
und dann spielt er hier so nett. –

Immerhin mit Mutter Erde!
Dass nicht ödipal es werde,
rief sie über offnem Mieder:
»Spielen kannst du später wieder!

Lass doch jetzt das Weltenlenken,
tu mir lieber Freude schenken!«
Das ließ Gott sich ohne Fragen
keineswegens zweimal sagen.

Frisch erregt, Hals über Kopf,
drückte er den roten Knopf,
blies der Welt die Lichter aus,
sprang ins Bett mit Frau und Maus.