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Lob der Kritik

Beim naechsten Mal betrete ich den Verlag mit dem Manuskript und verlasse das Haus erst mit einem Gutachten oder noch besser dem fertigen Buch unterm Arm, so erfahre ich doch etwas, und kann auch dem Verleger die Befangenheit nehmen, bis er ganz zutraulich geworden ist und ganz schamlos sagt: Aendern Sie gefaelligst den ersten Satz, oder es gibt keinen Nachtisch!

Uwe Johnson an Siegfried Unseld, 26. Juli 1961

Der alte Kritikaster

Heute: Arthur C. Clarke, Bertolt Brecht, Tibor R.

Thomas Mann zu Arthur Clarke:
»Mensch, Du schreibst vielleicht ’n Quark!«
Clarke sah ihn sehr lange an.
»Danke für die Wahrheit, Mann!«

Thomas Mann zu Bertolt Brecht:
»Was Sie schreiben: Alles schlecht!
Was ich auch von Ihnen lese,
hier: Dreigroschenoper – Käse!
Dort Ihr Baal – ich bitte Sie!!
Die Gedichte? Feuchtes Knie!!!
Was Sie von den Weibern schreiben,
lassen Sie von nun an bleiben.
Wen soll Ihr Herr K bescheißen?
Was soll das hier bitte heißen:
An die Nachgeborenen? Ich kann
es nicht mehr lesen, Mann!«

Thomas Mann zu Tibor R.:
»Was Sie schreiben, werter Herr,
ist hingegen wohlgebaut.
Selten noch hab ich verdaut
Worte, die mir wohlgefügter,
Sätze, die mich je vergnügter
auf die Knie sinken ließen.
Diesen Umstand zu begießen
reise ich am Dienstag an.
Stell’n Sie Sekt kalt. Thomas Mann.«