Archiv der Kategorie: Geschrieben

Vom lyrischen Scheitern 02

Filme gucken in der Nacht.
Zu Gast ist eine junge Frau.
Eine frühe Frühlingsnacht.
Die ist schön. Und auch die Frau.

Essen, Wein und DVDs
liegen vor uns. Und die Frau
hat noch Chips dabei. Ich seh’s
mit Freude. Ebenfalls die Frau.

Nach Geschichten steht der Sinn
mir und auch der jungen Frau.
Filmchen 1 fängt an. Beginn
einer Filmnacht mit der Frau.

Nach Film 2 ist es schon früh.
Müde sieht mich an die Frau.
Seh ich auch so aus? Mit Müh’
sag ich „Tschüss!“ der jungen Frau.

Smoky

Ein bunt bemützter Herr raucht Zichte
im Café. Er denkt. Die sechs Gewichte
dieser Welt trägt er mit links.

Nämlich: Zunächst die Schwere der Geschichte,
des Wassers viel zu nasse Dichte,
den Hohn und Spott der weltlichen Gerichte,
das leise Nadelrauschen einer Fichte,
sowie das Tun und Lassen aller Bösewichte.
Und nicht zuletzt: das Dings.

Der schon wieder

Der große alte Faun der Liebe
bekam am letzten Sonntag Hiebe.
Es wurde ihm mit großen Klauen
recht kräftig vor das Maul gehauen.

Warum? Nun, dieser alte Faun
hatte gleich mehreren der Frauen
in seinem Umfeld wohl versprochen
die Ehe – und ihr Herz gebrochen.

Es ging ein Weinen und ein Klagen
durch Stadt und Land und ein Verzagen,
als man begriff: Der böse Faun
hatte enttäuscht der Frau’n Vertrauen.

Das hat dann schließlich 14 Herren
erbost. Sie fingen an zu zerren
und auch zu reißen an dem Faun,
um ihn dann kräftig zu verhaun.

Man schlug, man trat, man brüllte Böses
man hieß ihn viel unseriöses.
Und nach dem Kampf waren die Fraun
befriedigt und der Faun ein Clown.

Er lag drei Tage intensiv
– noch immer sitzt ein Horn ganz schief.
Die nächste Zeit wird er wohl schaun,
dass er sich fortmacht – übern Zaun.

Drum Menschen, achtet die Versprechen!
Ihr sollt keins geben und keins brechen.
Sonst, darauf könnt ihr wohl vertrau’n
wird es euch gehen wie dem Faun.

Zwei Herren

Zwei Herren sitzen auf der Bank,
schön ins Gespräch vertieft.
Dieser gelockt, jener ganz blank,
sind beide – und das ist verbrieft –

Experten für die große Sause,
für grüne Hemden, Künstlerschal.
Für alles, was ein Kunstbanause
doof findet, blöde und banal.

Den beiden ist, sowohl dem kahlen
als auch dem lockigen, bewußt:
Willst du Dich bei den Künsten ahlen
dann merke Dir: Du mußt

erstens die Ausstellung besuchen,
zweitens dabei gut aussehn,
drittens etwas Sekt nachbuchen,
viertens was von Kunst verstehn.

Fünftens mußt Du eloquent
durch Sonnenbrillen schauen,
und dadurch quasi-prominent
Verzückung schaffen bei den Frauen.

Und nicht zuletzt: Es ist vollkommen
die Ausstellung, wenn ohne Zank
Du im Gespräch bleibst, leicht benommen,
wie die zwei Herren auf der Bank.