Tschüssi und Hallo

Er schluchzt und wimmert, heult, sein Körper zuckt.
Wir zucken mit und sagen tröstend: „Ach,
nichts ist für immer!“ Schau, wie er da guckt.
Fast werden ihm die Klapperbeinchen schwach.

Er greift zu Schal und Hut, jetzt wird es Zeit.
Er schüttelt jede Hand, sagt leis „Adé!“.
Wir halten eine Kleenexbox bereit.
Der Abschied tu ein ganz klein wenig weh.

Doch nur ein ganz klein wenig. Eigentlich
wolln wir den Arsch hier länger nicht mehr sehn.
Der Kerl nervt schon seit Wochen fürchterlich.
Jetzt nimmt er seinen Koffer und muss gehn.

Der Winter knöpft den Mantel zitternd zu.
Dann schleppt er sich zur Tür. Dann ist er futsch.
Wir schließen doppelt rum, wir schrein „Juchuu!“
und kreischend wünschen wir ihm „Guten Rutsch!“

Denn wir sind längst vom Nachfolger betört.
Uns lockt das nächste Jahreszeitenglück
mit Blümchenmuster, Vögeln, Muskelshirt:
Der Langeweiler Frühling kehrt zurück!

Wunderbar

Schatz, das muss ich dir noch sagen:
Mich muss man zum Küssen tragen.
Bin ich aber erstmal da,
küsse ich ganz wunderbar.

Küsste vor dir schon die Ute
und auch Veras Zuckerschnute.
Küsste hier und küsste da,
küsste stets ganz wunderbar.

Meine Zunge ist der Hammer,
ist ein Sensationsentflammer.
Sagt jedenfalls Barbara,
die ich küsste wunderbar.

Ähnliches spricht auch Annette
und das Fräulein, das im Bette
damals mit Malaria …
Ach, ich küsste wunderbar!

Könnte dir noch viel erzählen
von verträumten Kusschorälen.
Küsse wie Ambrosia –
alle fanden’s wunderbar.

Was, du willst mich nicht mehr küssen?
Willst du wirklich das vermissen?
Sind dir denn die Folgen klar?
Ja? Na klasse. Wunderbar!

Fragmentarisches

1
Kopfweh zerrt ihn aus den Kissen,
und dazu noch Weltenschmerz.
Melancholisch aufgewacht,
Nase läuft und Schädel kracht.
Was drückt schwerer auf sein Herz?
Glaub mir: Willst Du gar nicht wissen!

2
Zombielike im Nachtgewand,
schlottrig zitternd wie drei Aale.
Dick die Lider, heiß die Mandeln,
muss er durch die Wohnung wandeln:
Trotzig rotzende Spirale,
und dem Schwermut zugewandt.

3
Schlichtpoetisch alles klar:
Innen Grübeln, außen Schlottern.
Alles ist ihm Marginal.
Wirklichkeit, Du kannst ihn mal.
Zeichen für sein Seins-Verlottern:
Zuviel Sehnsuchtsinventar!

4
Die Synapsen Stahlbeton.
Auf den Schultern graue Lasten,
Weltentrückung, alter Zopf.
Knitterig die Haut, der Schopf.
Wollte mit den Andern hasten,
doch die hasten ihm davon.

5
Wenigstens für einen Tag,
wenigstens einmal für heute,
weiß er nichts vom Allgemeinen.
Lediglich mit sich im Reinen
ist er Wahnsinns fette Beute,
steigt er aus dem Menschenschlag.

Dumm quatscht gut

Er ist als Chef von einem Haufen Nieten
der allergrößte Philosoph per se.
Bei ihm sind scharfe Theorien Armee –
und jede explosiv wie Dynamiten.

Er spricht stets Wahrheit, tut es uns auch weh.
Er liest uns knochentrocken die Leviten:
„Man kann die Dummheit einfach nicht verbieten.“
Nur deshalb gibt es noch die FDP.

Obwohl er selbst schon oft darüber grollte:
Die Hauptschüler-Partei trifft kein Verbot,
die FDP scheint wie das Gottgewollte.

Drum steht als V-Mann er in Lohn und Brot,
quält die Partei von innen zur Revolte.
Er tut das, was er kann: Er quatscht sie tot.