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Shortcuts – Zug

Der Junge, der viel zu weich ist für seine zur Schau getragene Härte, so wie der junge Held in diesem französischen Film, der das nicht hören will, wenn er gesagt kriegt, es gebe immer einen Grund für einen neuen Anfang, und jetzt fragt er mich nach einem Stift, er sieht doch, dass ich damit arbeite und ich sage: Aber nur kurz, ich muß das hier aufschreiben.

Der dicke Mann, die Halbglatze, der breite Krawattenknoten, die schwere Uhr, der Atem. Er schläft, er meditiert, mit dem Daumen am Zeigenfinger, er schielt hinüber, den Kopf nach hinten ans Polster gelehnt, zu der jungen Frau, er atmet: schwer, tief, allein.

Der Student, übriggeblieben aus den Siebzigern vielleicht, der aussieht, ein wenig, wie Ulrich Roski, und der der mit ihm aussteigenden Frau einen versierten und detailreichen und nicht enden wollenden und ausschmückenden und treffenden und richtigen und vollständigen Vortrag hält über Bahnverbindungen und Anschlüsse und den neuen Fahrplan und die Preise und Tarifgebiete, die hineinreichen, ineinander und nebeneinander, wie die Waben, und das alles nur, um ihr zu sagen, das sich auf ihrer Strecke sowieso nichts ändert und da bleibt alles wie immer, und der beim Aufstehen sagt: Tschüssi dann, und sie sagt nix.

On the track

Eines der schönsten Dinge in seinem Leben: in einem fahrenden Zug sitzen und aus dem Fenster schauen. Er mag die Ästhetik der Elektrifizierung, all die Masten und Leitungen, die Leuchten und Signale, das Strippengewirr, die ihm nichtssagenden Schilder und Nummern, die Gleise und Leuchten, und dazwischen in aufgelassenen Teilstücken die stets jungen Pioniere: Birken und Gräser in immer frischem Grün. Hier im Bordrestaurant spürt er die grundsätzliche Durchdringbarkeit der Welt. Zumindest für ihn. Nicht für die in seinem Kopf sich stetig fortschreibende Liste der kompletten Volldioten, die hier neben ihm reisen.