Mal quietscht der rechte meiner Chucks,
mal quietscht der linke.
Ich glaub, ich hinke.
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Hartes Sterben
Auf meiner Terasse sitzt Bruce Willis mit Brüsten.
Aber mit ganz wenig.
Aber mit welchen.
Flow
Ein Hund scheisst.
Den stört der Regen überhaupt nicht.
Nehmt Wadenfreiheit, Sire! Bitte!
»Die Welt ist wieder ganz jetzt mein!«
»Das Warme hebt das Kalte auf!«
»Hier bin ich Mensch, hier darf ich’s sein.«
Selten hört man im Jahreslauf
so schwatzhaft blödes Blablabla,
als wenn es Lenz wird. Sonderbar.
Klar: Vögel fangen an zu lärmen,
Der Himmel bläut fast wolkenlos.
Der Mensch jedoch, statt still zu schwärmen,
macht Krach und Farbigkeit. Famos,
wie falsch er in der Welt rumsteht,
wenn Südwind kommt und Winter geht.
Die Leutchen werden dann poetisch
und blöd und regressiv und bunt.
Das Gegenteil ist, von ästhetisch,
der Frühlingsmensch. Die Frauen und
so ziemlich jeder Mann auch irrt
sich im Geschmack, wenn’s Frühling wird.
Sandalen wachsen an den Füßen,
gleich mit dem ersten Sonnenstrahl.
Die Beinfreiheit lässt jeden büßen,
der sie besehen muss. Aschfahl
sind Wade, Knöchel und das Knie.
Schön war des Winters Jalousie.
Das Muskel-T-Shirt bricht sich Bahn
ab zweistelliger Tempratur.
Und gleich dem jungen Aga Khan
trägt jeder Cabriofrisur,
der eine Sonnenbrille hat.
Das setzt den stärksten Frühling matt.
Der Ranzen spannt unter dem Hemd
Egal! Jetzt heißt es: Raus damit!
Nicht ist dem Frühlingsmenschen fremd,
solang es kindisch wirkt und fit.
Bunt muss es sein und musterdoof.
Frühling ist Geistes-Apostroph.
Hier seid Ihr Mensch, hier dürft Ihr’s sein.
Auch, wenn es zum Erschießen ist:
Ich nehm Euch hin, Ihr Frühlingspein,
bis es dann endlich Sommer ist.
Denn eines weiß ich sicher: Hinter
dem nächsten Herbst wird’s wieder Winter.
Von der Empörung
Eine ganze Generation ist für die Kommunikation verloren. Sie sind laut und sie sind unverbunden. Sie reden das immer gleiche Oberflächliche auf die immer gleiche oberflächliche Art. Sie sagen nichts. Sie spielen sprechende Menschen. Sie haben kein Interesse. Sie gehen an keinen Kern. Kein Thema ist so nah, dass man es nicht beim Nennen des nächsten sofort wieder vergessen könnte. Sie reden durcheinander. Sie lachen falsch und zu laut. Sie reden unschuldiges banales Zeug, um überhaupt etwas zu reden, denn sie müssen ja fortwährend reden. Sie sprechen, weil zwischen zwei Atemzügen Zeit dazu ist. Sie sind verloren. Sie sind zum Kotzen. Sie sind unsere Eltern und wir haben noch einiges zu tun.
Von der Vernunft
Gell, Chinesen, da habt Ihr aber gestaunt, als die Ausstellung »Bilder der Aufklärung« im neuen Nationalmuseum eröffnet wurde und Ihr wie immer in Massen hineingerannt seid. Da die Aufklärung bekanntlich »der Ausgang des Menschen aus der selbstbefriedigten Unmuschigkeit« ist, wart Ihr schon ganz rollig vor Vorfreude und hattet Euch auf jede Menge gewagten sozialistischen Realismus gefreut. Aber was hat Euch unser Außenminister stattdessen ins Museum reingehängt? Kunst! Alte Schinken! Ölbilder! Und nicht ein einziges mit Bienchen und Blumen drauf. Ai wei wei, wenn das der Große Vorsitzende wüßte.
Einkauf
Bei Lidl gibt’s die Tütenwurst
für einen Euro zehn.
Bei Plus hat man den Taschenfisch
schon für eins fünf gesehn.
Der schimmernd goldne Silberpilz
wird für eins neunzig mein,
den Schinken aus Nirostastahl
leg ich ins Körbchen rein.
Das Laubholz-Ei der Klasse eins
geht runter wie geschmiert
Geschmacksfeinheit von höchster Art
hat auch das Dosenbrot studiert.
Das Hartholzhühnchen taut schon auf,
ich muss nun wacker heim.
Der Adiletten-Braten ruft!
Ich brauch noch Gurkenschleim!
Der Steinkohl-Käse leuchtet bunt
bei Aldi und bei PLUS.
Den nehme ich jetzt auch noch mit,
dann ist hier aber Schluss.
Versteh doch
Ich kann nicht länger bleiben
bei Dir, Du schönes Kind.
Ich muss Gedichte schreiben,
die sonst verloren sind:
Eins über Tütenwurst mit Spargel
Eins über Mindestlohn bei PLUS
Eins übers Hämmern ohne Nagel
Eins über den Homunkulus
Dann eins vom falschen Sein im Guten
Ein kleines noch zum Zinsertrag
Und eins vom Blasen und vom Tuten
Eins, vielleicht zwei, vom Donnerstag
Und eins zum Großen und zum Ganzen
Und eins, zwei, drei vom Sternekoch
Ein letztes noch zum Hasenpflanzen
Mein liebes Kind, versteh mich doch:
Ich kann nicht bei Dir bleiben.
Denn wer jetzt bei Dir bleibt,
wird nie Gedichte schreiben,
die niemand sonst je schreibt.
Lebenshilfe, italienisch
Zerhauts den Doktor Dir in Jura,
nicht verzweifeln! Weiter gehts!
Trag statt des Huts den Doofmann-Fez
mit einer Portion Sprezzatura.
Ist die Mama stets azzurra,
und der Papa immer blau,
mach Dir Schnaps auf. Und vertrau
auf die Lösung: Sprezzatura!
Hat Deine Ehe nicht Futura?
Zeigt die Frau nichtmehr Begier?
Die Kinder kommen nicht nach Dir?
Scheissegal! Dank Sprezzatura.
Fällt der Bub durch die Matura,
kommt die Tochter nicht nach Haus,
mach nicht gleich ein Drama draus!
Sondern greif zur Sprezzatura.
Tickts und rauschts in der Natura,
ist wohl Plutonium im Spiel.
Doch Ausstrahlung hat Sex-Appeal,
bedenke dies. Zeig Sprezzatura!
Bist Du Leutnant, wie Uhura
und im Krieg unter Beschuss,
sei schön tapfer. Und mach Schluss
mit nem Lächeln: Sprezzatura!
What a difference a day makes
Im Dunkel putzen Fensterputzer Fenster.
Ein Mann schleicht flaschensuchend durch die Stadt.
Dies wird ein Tag für Geister und Gespenster.
Dies wird kein Tag für den, der Dich gefunden hat.
Der Postmann klingelt zweimal und geht weiter.
Von DHL gibt’s heute kein Paket.
Dies wird ein Tag, ein ganz vermaledeiter.
Dies wird kein Tag, an dem etwas zusammen geht.
Zu Mittag ess ich Brote und Banane.
Dann klingelt noch zweimal das Telefon.
Dies ist ein Tag, an dem ich zögernd ahne:
Dies ist kein Tag wie gelb-grün-süßes Lutschbonbon.
Am Ende vom Bürotag geht’s nach Hause.
Die Tasche ist so leer wie heute früh.
Dies ist ein Tag wie Hitzefrei mit Pause.
Dies ist kein Tag ohne vergeb’ne Liebes-Müh.
Der Abend kommt heut früher noch als gestern.
Das Essen ist nicht warm – nur aufgewärmt.
Dies war ein Tag wie müder Wilder Western.
Dies war kein Tag, der mich wie Pulliwolle wärmt.
Der Fernseh sieht mich an wie mattes Fenster.
Der Nachtwein schmeckt blassviolett und matt.
Dies war ein Tag für Geister und Gespenster.
Dies war kein Tag für den, der Dich gefunden hat.