Hermann van Veen
hab ich lang nicht gesehen.
Es kann doch nicht sein,
dass der Hermann – oh nein!
…
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Fast die Wahrheit
Drohnenpilot Hubert
Spanner sein war Huberts Traum
schon früher, als er hoch im Baum
vorm Schwimmbad saß, grad dreizehn Jahr.
Gerichtet war sein Augenpaar
auf eine Umkleidekabine,
wo seine Schulfreundin Sabine …
doch das ist ja schon lange her.
Heut denkt er sich: So richtig schwer
kann Drohnen fliegen auch nicht sein.
Das ist mein Traum, da steig ich ein:
Drohnenpilot. Ha! Tiptop!
Das Spannen mache ich zum Job.
Im ultraleichten Drohnending
träumt Hubert sich als Drohnenking.
Von oben, wo sich Wolken blähen
tät er dann nach Verbotnem spähen.
Der Hubert säh, wo du grad bist.
Der Hubert wüßte, was du isst.
Der Hubert knipste Mullahs Bart,
und Sex vom Ahmadinedschad,
den Kim Jong-Il beim Kinderfressen,
Obama, wenn er selbstvergessen
am Sack sich kratzt. Nur Sarkozy,
der ist zu klein, den säh er nie.
Der Hubert im Aeroplan
schaut Weibern nach in Pakistan
gafft runter kurz auf Heilgendamm
und fühlt sich dabei stark und stramm.
So wär es, wenn er Späher wäre,
hoch oben in der Atmosphäre.
Er knipste durch ein kleines Loch
die ganze weite Welt. Jedoch:
Was muss er in der Zeitung lesen?
Ein Drohnenabschuss ist gewesen?
Iran hat auf das Ding geschossen,
und doch ist da kein Blut geflossen?
Das war dem Hubert nicht bekannt:
Die Drohne ist stets unbemannt?!
Drohnenpilot – aus der Traum.
Jetzt muss er wieder auf den Baum.
Für schlechte Zeiten
Des Lebens gute Laune schweigt nun stille.
Es singt und lärmt nicht mehr der hohe Ton.
Nicht wirft dich mehr herum die Illusion.
Die Klarheit herrscht. Und ist dir bittre Pille.
Das Plattenleben endet mit der Rille.
Wo Schluss ist, da ist Schluss. Eine Lektion.
Du willst das nicht. Du denkst: Provokation.
Doch existiert kein Plan. Kein letzter Wille.
Drum füg Dich sanft. Sei einsichtig mit Macht.
Gib Mühe dir und Zeit, dich zu verlieren.
Des Universums raumvoll tiefe Pracht
will kein Exempel an dir statuieren.
Sie kann das nicht. Sie ist von dir gemacht.
Das könnte dich am Ende amüsieren.
Klare Sache!
Gott fluchte wütend vor sich hin.
Er hatte seinen Hauptgewinn
noch immer nicht verkraftet:
Ein Obstentsafter! Was ein Stuss!
Er hat die Welt – ein klares Muss –
voll Wut sofort entsaftet.
Das Tagwerk
Die Zeitung blanchiert und die Socken gestopft
das Kätzchen gebügelt, den Hund abgetropft.
Mit Viererpasch schnell noch beim Schach aufgetrumpft,
danach ein klein wenig mit Goethe versumpft.
Den Hamster gebohnert, den Grenzstein verrückt,
den Teletubbies die Daumen gedrückt,
die Badelatschen frisch rosa lackiert.
Ansonsten ist heute nichts Großes passiert.
Kein Erdteil erobert. Nur Kleinkram geschafft.
Das Leben gelebt, davon kaum was gerafft.
Das Tagwerk erledigt. Nichts Tolles vollbracht.
Der Tag geht zuende. Tschüss, Ciao, Gute Nacht.
Käpt’n Iglo
An Bord der »SMS Jardin des Plantes«
Sein Bart ist vom Vorüberziehn der Stäbchen
ganz weiß geworden, so wie nicht mehr frisch.
Ihm ist, als wenn es tausend Stäbchen gäbchen
und in den tausend Stäbchen keinen Fisch.
Was ich kann
Bin ein junger schlanker Mann,
zeige dir gern, was ich kann.
Rolle rückwärts und zwei Kerzen,
Handstandüberschlag. Von Herzen
zeig ich dir, du Männertraum,
meinen schönsten Purzelbaum.
Drehe dir ein rundes Rad,
stürze mich in den Spagat.
Reißt es auch in meinen Beinen:
dir, du schlanker, süßer Kleinen,
zeige ich gern, was ich kann.
Bin ein junger schlanker Mann.
Winterzeit, schöne Zeit
Jede siebente Minute
küss ich ihre süße Schnute
und zu jeder dritten Stunde
küss ich ihre kleine runde
Madeleine.
Immer abends um halb neune
wenn ich um ihr Bettchen streune
denke ich: Jetzt gleich gehts rund
und dann küss ich ihren Mund
und die Zeh’n.
Und kaum fünf Minuten später
denk ich: »Ich brauch Sanitäter!
Mensch, das wird ja immer bunter.«
Und dann treiben wir es munter.
So kann’s geh’n.
Rumturumturum
Ich fahr nach Ulan Bator und komme nicht zurück.
Ich bleib bei den Mongolen und mache dort mein Glück.
Ich trinke morgens Yakmilch und abends dreizehn Bier –
und wenn mir das zu öd wird, bin ich gleich wieder hier
Fiderallala fiderallala ,
rumturumturum!
Ich reise bald gen Peking, und bleib für immer da.
Ich lebe dort und wohne bei meinem Großpapa.
Der ist schon lang dort Kaiser und kennt sich prima aus –
und wenn das hier gelogen ist, kehr ich zurück nach Haus
Fidelallala fidelallala,
lumtulumtulum!
Der nächste Sommer führt mich tief in die Walachei.
Dort sitz und meditier ich und schlürfe warmen Brei.
Erst schlafen meine Füß, dann meine Arme ein –
dann ist es auch schon Zeit, gleich wieder hier zu sein
Widerallala widerallala,
Wumtuwumtuwum
Wandrersegen nach Olle Goethe
Die Wanderjahre sind nun angetreten.
Das Herz des jungen Wandrers ist recht bänglich.
So wendet er, sobald der Pfad verfänglich,
den Blick vom Wege fort. Nicht um zu beten,
nein nein, er schaut, wenn Schwierigkeiten warten
ins eigne Herz, und in das Herz der Lieben.
Wenn ernst es wird, wenn Nebel ihn umtrüben,
blickt er in sich – statt raus in Gottes Garten.
So kommt es, dass er immer immer wieder
voll auf die Fresse fällt, der dumme Wandrer.
Und liegt er erst am Boden ganz darnierder,
da wünscht er sich, er wär ein gänzlich andrer,
der umsichtiger schaut, nicht senkt die Lider.
Dann aber wär er nicht der dumme Wandrer.