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Beim Juwelier

Dein Körper ist ein Edelstein,
Dein Nabel ein Smaragd.
Wer will da angezogen sein?
Ich mach mich schonmal nackt.

Denn ich bin auch ein Diamant,
Smaragd, Bernstein, Rubin.
Und Edelstein und Edelstein
Ziehts zueinander hin.

So reise ich als Werttransport
Von sehr sehr hohem Wert
Zu Dir in Deinen Lieblingsort
Wo sich mein Wert vermehrt.

Denn: Ein Karat plus einer mehr
Ist mehr als eins plus eins.
Ich bin Dein Schmuckstück, bitte sehr!
Und Du sei bitte meins.

Na also

Da stimmt doch was nicht, sagte ich zur Verkäuferin, die mir das Wechselgeld gab. Stimmt, da stimmt doch was nicht, sagte auch die Verkäuferin. Gemeinsam suchten wir den Fehler und entdeckten dabei zufällig das Typenschild der Registrierkasse. Es handelte sich um eine Maschine der Firma MOGLER-Kassen. Na also, dann stimmt’s ja doch.

Immer wieder freitags

Eine Frau stoplert über ihren Hund.

Die Feuerwehr macht eine Probefahrt durch die aufgebauten Karussels und Verkaufsbuden.

Die Eiscafebedienung erhält einen Anruf und beginnt nach dem „Hallo“ in den mit schiefgelegtem Kopf gehaltenen Hörer zu lächeln, zähnebleckend.

Ein Kind drückt die Nase ans Fenster und lächelt wie blöd.

Ein Mann spricht leise vor sich hin, dreht sich im kalten Schatten um sich selbst.

Eine Frau mit struppigem Haar geht in der Tür einer schmucklosen Boutique verloren.

Ein Mann verschwendet Jahre seines Säuferlebens vor dem Fahrkartenautomaten, unfähig zu verstehen, wieso der mir antwortet, aber nicht ihm.

Sechs Frauen gackern: was Frauen halt so gackern, wenn sie angetrunken ins All-inclusive-Wochenende propellern.

Ein müder Mann steigt aus der Lok, schlurft zum Telefon und schleicht zurück ins Führerhaus.

Zwei Männer, gelbbewestet, rauchen in der Sonne, beaufsichtigen eine Baustelle auf der nichts geschieht, geben ungelenke Antworten, telefonieren.

Ein Mädchen, dünn und unausgeschlafen, möchte sich umbringen und sitzt nun vor der Liste mit Namen der Leute, denen sie noch etwas mitteilen möchte und bleibt schon beim ersten Namen hängen, da kommt sie nicht weiter, das wird wieder nichts diesmal und sie weint.

Eine schöne Frau nach der anderen. Eine jede mit Glitzerstaub auf den Schultern auf der Jacke auf dem Mantel dem Haar.

Der Mann im Himmel ruft „Schlier, schlier, schlier!“ und gießt sein Aquarellbecherchen aus.

Aus den Reisetagebüchern

Fish and Chips sind kleine Läuse, die die Magenwand bewohnen wollen – für immer. Die Zeitung, in der sie gereicht wurden, verheißt nichts Gutes. Weiter nach Island? Wärmere Gefilde? Hmmm. Kommt Zeit, kommt Fahrt.

Briefträger will ich hier aber auch nicht sein: Ein Postschiff Richtung Bergen. Treibendes Eis, treibendes Schiff, treibendes Treiben. Wer will hier oben überhaupt Briefe lesen? Das Licht geht nicht aus und man kriegt kein Auge zu.

Kaffee mit dem Käptn. Er gesteht, dass er sich bei der Navigation vertan hat. Daher also die grünen Wiesen und Schafe an der Küstenlinie, wo eigentlich Rentiere und Robben rumlungern sollten. Nun, kann man nix machen, sagt der alte Seebär, schmökt an seinem Alabasterprfeifchen und ruft über die Brücke: Scharf Backbord, hab ich doch gesagt, du Luder, Alter!

Vorraussichtlich landet das Flugeug in Helsinki? Schön, dass man das auch mal erfährt! Ich öffne noch ein weiteres Fläschchen des umsonst angebotenen finnischen Wodkas und proste den beiden Japanerinnen zu, die mir mit ihrer schlimmen Zahnsituation schon seit dem Start verschämt zulächeln.

Die Japanerinnen haben sich verabschiedet – hoffentlich in eine Zahnklinik. Es ist schon Morgen, ich bin fast allein in der Bar des T.W.Adorno-Airport Helsinki hängen geblieben. Auch kein Zuckerschlecken. In Eis ist hier am Rollfeld das Adorno-Zitat eingeschlagen: »Okkultismus ist die Metaphysik der dummen Kerle«. Ach ja, Theodor, der alte Finne. Höllekün köllekün!

Rückert würde sagen: Ich bin der Welt abhanden gekommen. Und Mahler wüßte auch schon gleich ne Melodie dazu … Gestrandet in der finnischen Hauptstadt tröste ich mich mit der langhaarigen Übersetzerin: Gemeinsam Taxi gefahren, Stuben voller Alkoholiker besucht, Wodka in 100-Gramm-Portionen gekauft und getrunken. Der nächste Schlitten Richtung Petersburg geht morgen. Hoffentlich.

Die Hunde sind gesattelt, der Schlitten ist geschmiert. Auf geht’s nach Dostojewskihausen.

Am Schlittenparkplatz wartet R. R. Raskolnikow auf mich. In der Hand immer noch die Axt, dieser unverbesserliche Schlingel. Tz tz tz tz … Wir gehen erstmal etwas durch die Stadt, er zeigt mir zwei der drei wichtigen Sehenswürdigkeiten. St. Leningrad ist kalt, sehr kalt, mein eben erst von hübschen Frauen gelerntes Finnisch nutzt mir hier gar nichts. Schade eigentlich.

Drei Tage in der »Linguistischen Klinik« Wuppertal sind auch kein Zuckerschlecken. Ich war am akuten Gerundiv erkrankt und musste mich einer Art Rosskur mit hochpräsenten Partizipien unterziehen. Brrrrrr. Jetzt gehts’s aber wieder, ich kann schon wieder nach Schreibmaschinen fragen und den Fortgang der Reise planen. Ahoi, Kameraden!

»Radevormwald« ist auch bloß so ein Wort. Bin direkt weitergefahren. »Hameln« und »Winterberg« links liegen gelassen. Lediglich »Züschen« und »Weinheim a.d. Weinstraße« konnten kurz begeistern. Das Motorrad rollt durch 20 cm Horrorschnee, die Sonne blendet frontal von vorn – dass dagegen noch niemand was erfunden hat. »Merkel nennt es Krieg«, titelt die FASZ. Na, dann …

Variationen vom Poesiealbum an geöltem Du und Dir

Ich bin nicht mehr allein.
Was meins war, ist jetzt Dein:
Mein Haar, mein Bauch, mein Schuh,
Das geb ich Deinem Du.

Ich nehme Dir dafür ab:
Dein Leid, Dein Schwipp, Dein Schwapp.
Und lasse Dir in Ruh:
Dein Dings, Dein Bumms, Dein Du.

Das habe ich für Dich:
Mein Toast, mein Hemd, mein Ich.
Was Du hast, kommt hinzu:
Dein Kaffee und Dein Du.

Was ich Dir geben mag:
Mein Herz, mein Scherz, mein Arg.
Ich greife dafür zu
Beim Dich, beim Dir, beim Du

Und bin von nun an leicht.
Denn alles von Dir reicht
Auch noch für mich dazu.
So voll und reich bist Du.

Ich lutsche Deine Lust.
Zerbeisse Dir den Frust.
Schließ meine Augen zu
Und bin beglückt vom Du.

Hab keine Angst vor mir
Ich lasse uns Dein Dir.
Du kannst ja nix dazu –
Du bist und bleibst halt Du.

P.S. Dein schönes Du
gehört ab jetzt dazu.
Gehört ab jetzt zu mir,
so wie mein Ich zu Dir.

Tja.

Das wird mir wohl nicht mehr gelingen:
Die Schäfchen heil ins Trockne bringen.

Das wird sich für mich nicht mehr fügen:
Bei reichen, warmen Witwen liegen.

Das kann ich dann wohl sorglos knicken:
Im Ruhestand noch richtig ticken.

Das wird für mich schon gar nichts werden:
Beerdigt in geweihten Erden.

Und ich kann auch getrost vergessen:
Viel Schlafen und gesundes Essen.

Dann kann mich auch am Arsche lecken:
Die Sorge ums verarmt Verrecken.

Und mir kann auch gestohlen bleiben:
Das Schreiben und Gedichtereimen.

To the editor

Einige meiner Blog-Einträge werden um die ganze weite Welt getragen. Nicht von Brieftauben, nicht von glücksverheißenden Engeln, nicht von altgewordenen Magazinen – sondern von Spam-Robotern. Die haben ihren Spaß an sammelnsammeln und unterrichten sich gegenseitig von den launigen Sotissen und abgelaufenen Scherzen, die hier zu finden sind. Und weil diese Roboter allesamt eine gute Erziehung genossen haben, bekomme ich stets Antworten und Kommentare auf meine Einträge. Wie guter Wein benötigen meine Texte wohl etwas Reifezeit, bevor ein geneigter Spam-Roboter zuschlägt, denn die Kommentare beziehen sich sämtlich auf bereits länger zurückliegende Artikel. Was ich dann jedoch dazu lesen kann, ist stets ein Quell der Freude.

»Interesting for me« schreibt etwa ПМЖ в Европе. Das hört man gern im Blogosphärenland. »I really like your blog and i really appreciate the excellent quality content you are posting here for free« meint unerwartet englisch Rürup Rente Vergleich. Wer würde da nicht rot vor Scham und Stolz?

»awesome blog, do you have twitter or facebook? i will bookmark this page thanks. peace maria« schreibt Maria unter dem Pseudonym Canli Tv izle. Danke dafür – und: Immer wieder gern!

Überraschend viele Nachrichten kommen auch rein, man hält mich wohl zurecht für eine Drehscheibe wichtiger internationaler Informationen. So werde ich zum Beipsiel gleich mehrfach darüber unterrichtet, dass in Nowgorod eine landwirtschaftliche Messe stattfinden wird und und in der Gegend um Zaporozhye ein Biltzschlag mehrere hundert Kälber tötete. Sicher und beschaulich lebt, wer sowas weiß!

Manchmal erhalte ich auch ein kleines Dankeschön für meine tolle Schreibe. So gibt mir erneut Rürup Rente Vergleich den wichtigen Insidertipp: »immobilien sind zuzeit ziemlich gestiegen, es empfiehlt immobilien zu kaufen«. Es empfiehlt eigentlich auch, mal ein wenig auf Grammatik und Rechtschreibung zu achten. Aber wir wollen hier nicht belehren, sondern uns ob des wertvollen Hinweises freuen und wacker reich werden.

hartzell insurance associates möchte gerne wissen: »I want to know what Darcy says with that!?« Nun, das würde mich allerdings ebenfalls interessieren, aber Darcy hat es mir bis jetzt verschwiegen.

»Grützi. Toller Blog, aber leider sehe ich nur die hälfte.Ist Euch das bekannt? Liegt das an meinem Safari? Grüße aus Köln« Dem User Schwanz pillen kann ich leider nicht helfen, mein technisches Verständnis reicht für solche Fragen einfach nicht aus.

Ganz neue Themen werden ebenfalls angeregt. Fragenkomplexe werden aufgeworfen, denen ich gern mal nachgehen würde, allerdings haut mich schon die erste Frage »Why doesn’t Tarzan have a beard?« von mellesleg fm gehörig aus der Kurve. Die Energie, sowas zu klären, hab ich nun doch nicht.

Acticin meint schlicht und ergreifend: »Good Article«. Der Meinung ist auch Buy AcivirCream Online.Watchesbup geht sogar noch etwas weiter und schreibt: »I would add something, but basically says it all«

Dem ist nichts hinzuzufügen.